Warum es wichtig ist wählen zu gehen - auch wenn man links ist

21.05.2014 22:29

 

oder

Gedanken nach einem Gespräch mit einem linken Nichtwähler beim Flyern

 

Um zu vestehen wie ich dieses Problem betrachte, muss man wissen:

Ich habe meine erste Friedensdemo bewußt mit ca. drei Jahren miterlebt, einen dieser gut gefüllten Ostermärsche. Meine Mutter hatte einen Buggy mit SPD-Fähnchen für mich dabei, aber ich bin irgendwann in den Spielbus von Autonomen umgezogen und hab mich dort mit Gleichaltrigen das erste Mal über Krieg und Frieden unterhalten. Ich erinnere mich natürlich nicht genau, aber damals war das alles ganz einfach. Krieg ist fürchterlich und muss verhindert werden...

...völlig klar, denn Krieg ist das Schlimmste, was Kindern passieren kann!

Ihre kämpfenden Elternteile sterben oder werden zu seelischen sowie körperlichen Opfern gemacht, ihre bleibenden Familienmitglieder sind verzweifelt und in ständiger Angst...Bunker...Flucht...

Im Laufe der Jahre war ich auf vielen Demos, auf so ziemlich jeder für mich sinnvollen Demo in meiner lauschigen Heimatstadt. Was jedoch auch recht früh kam, war die Enttäuschung.

Die Kriege auf der Erde dauerten an, das einzige linke Hausprojekt meiner Stadt wurde geräumt und aus der Innenstadt verbannt, das Bildungssystem wurde demontiert anstatt reformiert, die Atomkraft wurde nicht abgeschafft, die Asylgesetze nicht geändert, [...], die Protestierenden wurden ein ums andere Mal von der Polizei in die Enge getrieben und durch die Medien gespalten, verteufelt und voneinander abgeschreckt.

Selbstverständlich kann man nicht sagen, dass es nichts gebracht hat... allein all die wundervollen Menschen um sich herum zu spüren, die Hoffnung auf eine bessere Welt mit anderen zu teilen, jedes Gespräch mit Unentschlossenen, jede spontane Solidaritätsbekundung war jede einzelne Minute wert, die ich stehend, laufend, skandierend und singend zwischen Plakaten und Transparenten verbracht habe, aber was mich schon damals und auch heute wirklich besonders traurig macht ist, wie gut das mit der Spaltung schon immer funktioniert hat.

In meiner Zeit bei den Jusos wurden wir regelmäßig auf Demos angeschrien, inhaltlich teilweise sogar gerechtfertigt, doch das Gefühl, aufgrund festgefahrener Feindbilder zuunrecht hasserfüllt verurteilt zu werden, blieb mir trotzdem in Erinnerung und führte zumindest zur Abgrenzung zu solchem Verhalten.

Letzlich wurden immer wieder die selben autoaggresiven Gräben manifestiert und weitergegraben, die schon in den ersten zaghaften demokratischen Bemühungen blutig aufgerissen wurden.

Die eigentlichen Unterschiede in den Anschauungen befinden sich schon seit dieser Zeit im Bereich der Umsetzung, während die Ziele (Demokratie, Frieden, Soziale Gerechtigkeit, Individuelle Freiheit) von Anfang an die gleichen waren.

Indem die einen aktiv gegen die anderen aufgehetzt werden, verschafft sich der politische Gegner (Kartelle, Krieg, Menschenverachtung) seitdem einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, ohne welchen der Machterhalt von Ausbeutern und Unterdrückern über die Jahrzehnte vermutlich nicht gelungen wäre.

Auch dieses Jahr werden wieder Unzählige aus Protest und Wut auf die herrschenden Bedingungen ihre Chance ungenutzt lassen jene positiv zu verändern. Es wird dabei ein europäisches Scheinparlament zustande kommen, welches von gerade einmal (optimistisch) der Hälfte der Bevölkerung legimiert und dazu mit kaum eigenen Kompetenzen ausgestattet wurde. Dieses wird weiterhin relativ machtlos einer, nennen wirs mal…geheimnisvollen... europäischen Kommission gegenüberstehen, die über Krieg und Frieden, Leben und Tod jedes Einzelnen von uns entscheiden kann und wird.

Dies ist aber nur der Fall, weil die demokratischen linken Parteien und die nichtwählenden Linken es in ihrer Zerstrittenheit zulassen, dass eine Minderheit machtgieriger Wirtschaftsprofiteure letzlich ihr sicherheitssuchendes Klientel mit hahnebüchenen Angstszenarien an die Wahlurne treibt.

Wenn ich an die Kohls, Merkels, Bushs und Putins dieser Welt und ihre Sponsoren denke, die sich dabei ins Fäustchen lachen wird mir regelmäßig übel. “Ich liebe es wenn ein Plan funktioniert”, werden sie sich zuprosten und heilfroh sein, dass all der außerparlamentarische Protest ungehört in den bürokratischen Kanälen der Scheindemokratie versickert. Sie werden ihre Macht weiter dafür nutzen, Unwahrheiten und Hoffnungslosigkeit zu verbreiten und jeden Protest auf den Straßen umgehend abzuwürgen. Sie werden dabei sowohl die Linken in den Parlamenten als auch die auf der Straße denunzieren und entmutigen und dabei ihr nächstes Großprojekt vorbereiten, während die Projekte der Demokratie aufgrund fehlendes Geldes und trotz unzähliger ehrenamtlicher Helfer im Sande verlaufen.

 

Deswegen, liebe von der Demokratie Enttäuschte und Frustrierte, lasst eure Stimme dieses Jahr und in Zukunft bitte nicht ungehört...

“Nicht wählen ist auch keine Lösung!”

...wählt am besten die Piraten (Informiert euch! https://www.piratenpartei.de/grenzenlos-europa/ ), wählt auch meinetwegen links oder grün oder die Partei^^, wenn ihr euch da wirklich mehr sinnvolle Innovation versprecht, aber bestimmt mit, wer sich in Europa und in allen anderen Parlamenten für unsere demokratischen Rechte stark machen kann.

Auch wenn der Fehler tief im System steckt, so ist dies ohne Gewalt und Krieg nur dann zu ändern, wenn genügend Menschen davon überzeugt werden können und diese ihre Meinung auch in die “Entscheidungsgremien” einfließen lassen.

Die Entscheidungen über unsere gemeinsame Zukunft fallen derzeit nun einmal nicht auf der Straße und ohne die Unterstützung der Politik sind jene Kämpfe dort zum ewigen Katz und Maus-Spiel verdammt.

Lasst uns die “Teile und Herrsche”-Pläne vereiteln und gemeinsam ein menschlicheres Europa werden... grenzenlos, transparent, demokratisch!