Geht es hier um Flaggen, Flügel oder doch was anderes?

12.02.2014 22:23

Zuerst einmal kann man das Thema in meinen Augen schon beim Wort nehmen.

Es geht ums “Flagge zeigen“ oder vielmehr um die Erlaubnis, eine Fahne auf einem Bundesparteitag der Piraten aufzuhängen.

Eine solche buntgefärbte Stoffbahn ist ein uraltes Werkzeug um, meist in Symbolform, die Zugehörigkeit zu einer definierten Gruppe oder einer politischen Richtung also in jedem Fall auch eine Meinung zu repräsentieren.

Auch innerhalb unserer piratigen Vereinigung existieren zweifelsfrei solche, oft über ein bestimmtes inhaltliches Thema konstituierte Bünde, die sich diese Ausdrucksform gewählt haben. Ohne zunächst näher auf bestimmte Inhalte oder meine Sicht dazu einzugehen, erstmal nichts Schlimmes...

Die Frage ist für mich also aus dieser Richtung gedacht weniger, unter welchen Umständen wir das Aufhängen von Fahnen gestatten wollen (muss Piratenflagge sein), sondern eher die, in welchen Fällen wir als demokratisches Gremium überhaupt ein Recht ableiten können, eine solche tradierte und gewaltfreie Form der Meinungsäußerung zu untersagen.

Meine vorhandenen persönlichen Grenzen hierbei habe ich in der Unvereinbarkeitserklärung gut widergespiegelt gefunden.

Ich persönlich finde es völlig ok, als Gemeinschaft zu sagen, dass bei Rassismus, Sexismus, Homo- und Transphobie sowie Ableismus eine mehrheitliche Schmerzgrenze überschritten wird. Außerdem finde ich es angemessen, anderen Parteien auf unserem BPT die Werbung schlicht zu untersagen.

Freie Meinungsäußerung, mit Ausnahmen, die für mich in den Bereich der Beleidigung von Menschengruppen fallen (juristisch schwer fassbar), ist in meinen Augen so unermesslich wichtig für einen demokratischen Prozess, dass man NUR unter oben genannten Umständen Einschränkungen zulassen kann.

Die Möglichkeit als Versammlung zusätzlich eine bestimmte Flagge #ausgründen mit einer Mehrheit akut „rauszuwerfen“ bleibt uns ja in allen Fällen ohnehin erhalten, wie die „Themen statt Flaggen"-Ini verdeutlicht. Allerdings würde ich uns mit meiner Variante gerne, bei aller demokratischen Anarchie, die ein oder andere lästige Debatte auf der Tagesordnung ersparen.

Als Begründung für ein Flaggenverbot reichen mir persönlich nicht:

 

...weil sie im Stream zu sehen sein könnte obwohl 1+x doch eine andere Meinung hat

 

...weil sie 1+x nicht gefällt und 1+x kein Fan des Fußballvereins oder Sonstewas ist

 

...weil jemand (im Gang) drauftreten könnte

 

Ich würde mir im Grunde FAST wünschen, dass zumindest alle Kandidaten Kleider trügen und/oder rechteckige Stoffbahnen aufhängten, auf denen ihr Welt- und Menschenbild sowie Musikgeschmack, Arbeitgeber oder Ähnliches in Symbolform unmissverständlich erkennbar wären.

Gut ist natürlich, dass wir Kandidatenseiten mit Fragen usw. haben und das nicht nötig ist, aber prinzipiell gilt in meinen Augen, dass es zu begrüßen ist, wenn Menschen sich bereit zeigen über offen getragene Symboliken (wie bei Haaren, Kleidung etc.) mehr als nur eine Oberfläche von sich preiszugeben, besonders wenn es sich um Menschen in der Politik handelt.

Dieses Post kann auch als nachgereichte Begründung zu unserer Ini betrachtet werden, ich werde es deswegen auf der Diskussionsseite verlinken. Es handelte sich beim Schreiben um eine spontane Entscheidung, zu der ich aber nach wie vor wörtlich stehe, da ich sie für den einzig praktikablen Weg zwischen Anmaßung gegenüber dem Einzelnen und ständiger Zeitverschwendung durch Flaggendebatten und (vielleicht noch geheimen) Einzelabstimmungen sehe.

Also bitte stimmt ab! ...auch wenn euch solche Diskussionen, wie mich auch, im Grunde nur nerven ;)